Samstag, 31. Mai 2014

Suddenly: sherlocked

Mir wurde immer wieder geraten, endlich mal die Sherlock Serie mit Cumberbatch und Freeman anzuschauen, weil ich das immer irgendwie umgangen hab. Vorallem aber fand ich, dass die beiden Schauspieler doch nie in die Rollen von Sherlock und John passen würden. Ich bereue es, das je gesagt oder auch nur gedacht zu haben, denn ich wurde eines besseren belehrt. Nachdem ich die ersten zwei Episode geschaut hab, konnte ich nicht mehr aufhören. Es zwar schlichtweg zu spannend, und ihr wisst ja, wie das mit Serien so ist. Ich hab dann angefangen, mich mehr auf die Figur von Sherlock zu fokussieren. Wie er dargestellt, gespielt, verkörpert, charakterisiert wird... Wie er als fiktiver Charakter tickt, denkt, sich verhält... habe ihn genaustens analysiert. Ich hab angefangen, über seinen schwarzen langen Mantel mit Stehkragen nachzudenken, seinen Schal, deinen Körperbau, seine Wangenknochen (Cumberbatch's Wangen sind ein Fall für sich), seine Augen, seine Stimme (im Original natürlich). Seine Art zu denken und zu sprechen. Wie er die Menschen nur als niedere Lebewesen betrachtet, aber trotzdem sich sein ganzes Leben nur um andere Menschen dreht. Wie er ständig davon redet, gefühlskalt und herzlos zu sein, aber trotzdem oft emotional wird und sogar weint (Frage ist: wann sind die Tränen echt und wann nur erzwungen?). Seine Gleichgültigkeit und Erhabenheit gegenüber allem banalen und trivialen Dingen. Seine Unabhängigkeit, sein Stolz, seine undurchsichtige aber direkte Art. Das hab ich alles studiert. Einfach alles. Sowas ist gefährlich. Denn spätestens in der Szene (achtung Spoiler!), als Sherlock durch die Fensterscheibe gesprungen kommt, seinen Mantel schüttelt und sich durch die lockigen Haare wuschelt - spätestens da war ich (mal wieder) in einen fiktiven Mann verliebt. Über mein neues Handy-Hintergrundbild und mein Facebook-Titelbild musste ich mir natürlich einige dumme Sprüche anhören, u.a. auch wie man so einen "hässlichen" Schauspieler gut finden kann. Wirklich niemand aus meinem engeren Freundschafts- und Verwandtenkreis schien es gutzuheissen, bis auf Juniper und Xenia. Juniper hat mich schliesslich aufgemuntert und alles mit ein paar wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht. Ich hätte Freudentränen weinen können, so akkurat ist es. Wer das liest und einigermassen versteht - der versteht mich.

Sherlock/Cumberbatch ist ein sakrales Ideal in einer Welt in der jede Erwartung gedämpft wird durch die schnöde Wirklichkeit unvollkommener Wesen. Er ist die strahlende Galeonsfigur aller Mädchen, die sich an dem Ideal festhalten, das er fiktive Verstand von Sherlock Holmes für uns darstellt. Unverdorbenen Scharfsinn, der sich von männlichen Trieben nicht ablenken lässt. Eine klare Ausstellung von Prioritäten, wie sie von jedem zu erwarten wäre, die jedoch niemand so setzen würde ausser Sherlock Holmes! All dies ist gehüllt in jene geheimnissvolle Eleganz, die pur und sexy und verdammt britisch ist. All dies verkörpert Holmes, der Mann der nicht existiert. Der Mann, der so ist, wie kein Mann jemals sein würde. Und darum ist es keineswegs verwerflich ihn zu bewundern, ihn regelrecht anzubeten, denn er ist reiner als alle Männer der Welt und jeder dieser sollte sich ein Beispiel an ihm nehmen. Er ist besser als die Realität. Punkt.

Amen.


Nachtrag:
MY GOD THIS IS SO GENIUS I HAD TO TRANSLATE IT INTO ENGLISH-

Sherlock is a sacred ideal in a world in which all expectations are being curbed by the disdainful reality of incomplete beings. He is the shining figurehead to all girls who cling to an ideal represented by Sherlock. Untainted perspicacity immune to distraction by male instincts; a clear delineation of priorities, which in fact are to be expected from everyone, but which no one would ever set up in such a way except Sherlock Holmes himself. All this wrapped in an arcane elegance which is pure and sexy and damn British. All this is embodied by Holmes, the man who does not exist. This man who has a personality like no other man will ever have. And thus, it is not at all objectionable to admire him, even worship him, for he is more pritstine than all men in the world and each of them should learn a lesson from him. He is better than reality. Period.

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Nachtrag2: Habe gerade Season 3 Ep. 2 geguckt. Muss sagen: bisher die beste. Die ganzen Emotionen, heilige Maria. Ich muss hier mein absolutes Sherlock-Lieblingszitat verewigen. Ich MUSS.

I’m afraid, John, I can’t congratulate you. All emotions, and in particular love, stand opposed to the pure, cold reason I hold above all things. A wedding is, in my considered opinion, nothing short of a celebration of all that is false and specious and irrational and sentimental in this ailing and morally compromised world.